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02. September 2025

Telekom-Beschäftigte als Personalreserve der Bundeswehr?!


Ende August hat Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius Pläne für den sogenannten Neuen Wehrdienst vorgestellt. Damit soll die Bundesrepublik Deutschland auf die seit dem Ukraine-Krieg veränderte sicherheitspolitische Lage Deutschlands und Europas reagieren. So möchte die Bundesregierung mit einer einfachgesetzlichen Änderung – das heißt ohne Änderung des Grundgesetzes – ein neues Wehrdienstmodell einführen.

Danach sollen ab dem kommenden Jahr alle Männer, die im Jahr 2026 18 Jahre alt werden, einen digitalen Fragebogen erhalten und diesen verpflichtend ausfüllen. Darin wird unter anderem abgefragt, ob sie zum Dienst an der Waffe bereit und auch fit genug wären. Wer grundsätzlich geeignet ist, soll dann zur Musterung eingeladen werden. Die Entscheidung für oder gegen den Wehrdienst bleibt weiterhin freiwillig. Ziel ist es, dadurch – und mit einer Pflicht-Musterung ab 2027 – etwa 80.000 zusätzliche Soldaten zu gewinnen und damit die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu stärken.

Der eine oder andere wird sich nun fragen, was das alles mit der Telekom und ihren Beschäftigten zu tun hat? Eine ganze Menge! Denn: Mit dem „Neuen Wehrdienst“ hat die Bundeswehr einen deutlich höheren Personalaufwand, den sie anscheinend allein nicht stemmen kann und der durch Telekom-Beschäftigte abgefedert werden soll. Das Versenden und Koordinieren von den Fragebögen und neuen Musterungsprozessen ist natürlich ein erhöhter und neuer Verwaltungsakt. Laut aktueller Unterlagen des Arbeitgebers sollen dafür auch Mitarbeitende der Telekom eingesetzt werden. Im Jahr 2025 werden Personalbedarfe von 400 und für 2026 sogar von 1.000 Vollzeitarbeitskräften gemeldet. Bei Beamten sind dafür dauerhafte Versetzungen mit vorheriger Abordnung für 6 Monate geplant. Längere Abordnungen sollen im Rahmen der Altersteilzeit möglich sein. Arbeitnehmern möchte man den dauerhaften Wechsel durch finanzielle Anreize, Abfindungen oder mögliche Verbeamtungen bei Kollegen unter 49 Jahren schmackhaft machen. 

Derzeit ist geplant, dass Telekom-Mitarbeitende die Aufgaben an den Bundeswehr-Standorten Berlin, Bonn, Dresden, Düsseldorf, Erfurt, Hannover, Kassel, Kiel, Köln, Magdeburg, Mainz, München, Nürnberg, Saarlouis, Schwerin, Stuttgart und Wilhelmshaven übernehmen. Es werden aber auch an weiteren Standorten Bedarfe erwartet. Die Beratung zu dem Einsatz für die Bundeswehr und die konkreten Aufgaben und Anforderungen gibt es über das Portal Next Job Grundsätzliche Informationen können auch bei der Fachgewerkschaft DPVKOM abgefragt werden.

Freiwilligkeit ist oberstes Gebot!
Die DPVKOM sieht in den neuen Tätigkeitsgebieten individuelle Chancen, die jeder für sich selbst ausloten muss, bevor er eine Entscheidung trifft. Für unsere Fachgewerkschaft muss das Ganze jedoch auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruhen. Um den hohen Bedarf der Bundeswehr zu erfüllen, darf es aus Sicht der DPVKOM keinen Druck oder keine persönlichen Nachteile geben, wenn Beschäftigte lieber bei der Telekom bleiben wollen!

Die Telekom hat somit neben der Altersteilzeit und dem engagierten Ruhestand nun ein weiteres Personalabbauinstrument. Dies wirft im Zusammenhang mit dem in manchen Bereichen sehr hohen Altersdurchschnitt der Kolleginnen und Kollegen schon die Frage auf, wer denn in Zukunft die Arbeit der Telekom in Deutschland noch machen wird beziehungsweise noch schaffen kann? Oder müssen die „Verbliebenen“ dann einfach noch mehr leisten? Das kann aus Sicht der DPVKOM nicht die Lösung für die Kolleginnen und Kollegen bei der Deutschen Telekom sein.

Ursprünglich veröffentlicht unter https://www.dpvkom.de

Quelle: DPVKOM / 2.9.2025
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